klären

öffnen

stärken

entwickeln

The Less Good Idea - ist weniger gut besser?

«Es geht nicht darum, nach Perfektion zu suchen, sondern etwas zu machen und den eigenen Ideen und Empfindungen Ausdruck zu geben.» sagt William Kentridge, ein südafrikanischer Künstler auf die Frage eines Journalisten, wieso sein Kulturzentrum «Centre for the Less Good Idea» heisse. Ein paar Tage später höre ich Friederike Kretzen erzählen, wie toll es sei, eine Figur zu haben, die das Gegenteil von dem macht, was richtig wäre.

Gehen wir nicht häufig davon aus, dass es darum geht, das Richtige zu tun, etwas richtig zu tun, möglichst perfekt zu sein? Was aber geht verloren, wenn wir uns auf das Richtige, das Perfekte fokussieren? Beim Lesen des Artikels über William Kentridge habe ich versucht mir ein perfektes Bild, eine perfekte Skulptur vorzustellen. Dabei habe ich bemerkt, dass ein solches Kunstwerk von mir abprallt. Es ist zu glatt, berührt mich nicht, lässt mich kalt.

Wenn ich in meiner Suchmaschine «richtig» eingebe, kann ich wählen zwischen «richtig bewerben», «richtig zitieren», «richtig schminken», «richtig küssen», «richtig lüften», «richtig flirten», «richtig fasten» und «richtig kündigen». Sicherlich fände sich im Internet noch viel mehr, was man richtig tun könnte – «richtig kommunizieren» zum Beispiel.

Wenn wir richtig kommunizieren, lese ich, bleiben wir sachlich und wiederholen uns nicht; wir konzentrieren uns auf den Kern des Gesprächsthemas und versuchen, konkret zu sein; wir lassen Vergangenes auf sich beruhen und so weiter und so fort. Kretzens Figur, die das Gegenteil von dem macht, was richtig wäre, wäre dagegen emotional, würde sich wiederholen, wäre ausschweifend, würde um Worte ringen, würde erzählen, was sie in der Vergangenheit gewurmt hat.

Wo liegt Ihre Sympathie? Möchten Sie perfekt sein oder empfinden oder etwas anderes? Und wann sind Sie sich?